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Ralph Kleiner

Kurzbiographie

Ralph Kleiner,
geb. 1963 in Freiburg,
Maler & Bildhauer

  • 1986–1988 Kunststudium an der Freien Akademie für
  • Bildende Künste, Freiburg
  • 1988–1994 Kunststudium an der Kunstakademie
  • Düsseldorf, bei Prof. Michael Buthe
  • 1994 Meisterschüler von Prof. Michael Buthe
  • seit 2008 Dozent an verschieden Kunst-Schulen und Projekten

Auszeichnungen

  • 1994 Kunstpreis der Stadt Euskirchen
  • 1998 Kulturpreis des Kreises Euskirchen
  • 2009 „Goldene Gießkanne“, Kunst und Natur

Kontakt

Ralph Kleiner
Weidesheimer Straße 32
53881 Euskirchen
Tel: 02251-73799
Mail: kunst@ralph-kleiner.de
www.ralph-kleiner.de

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Begegnung mit Ralph Kleiner

Die erste Begegnung war eine einfache, die nichts mit Kunst zu tun hatte bzw. mit dem Wissen, dass der Mann, der vor unserem Grundstück entspannt und mit großer Leichtigkeit einen Modellflieger steuerte, ein Bildhauer und Künstler ist. Wir kamen ins Gespräch, sprachen zunächst über das Fliegen, das mir selbst ein Hobby ist, und mir war dieser „Typ“ auf Anhieb sympathisch – meiner Frau im übrigen auch. Dann erzählte Ralph, wir waren sofort per Du, von seiner Kunst, nicht viel, aber so viel, dass es mich neugierig machte. Oh ja, die Kunst, wie hatte sie mich in der Schulzeit interessiert, vor allem der Surrealismus. Dann in Vergessenheit geraten und ab zu, wenn sich die Gelegenheit bietet, flammt das Interesse wieder auf.

So eine Gelegenheit ergab sich dann am 7. November in Bad-Münstereifel Iversheim bei einer Kunstausstellung, auf der auch Ralph Kleiner einige seiner Werke präsentierte. Ich war zusammen mit meiner Frau gekommen und wir waren sehr schnell begeistert. Einmal von dem Menschen Kleiner, der in seiner Art freundlich, sympathisch, zurückhaltend ist, dahinter aber schnell deutlich wird, wie viel Energie, Phantasie und Philosophisches ihm steckt. Wir sind keine Kunstkenner, aber das muss man auch nicht unbedingt sein, und wir lernen in einem kleinen Rundgang einiges über seine Denk- und Kunstwelt kennen. Die Bildhauerei oder besser gesagt Skulpturenschnitzerei steht wohl im Vordergrund und Holz scheint sein bevorzugtes Material. Da reiht sich ein phantasievolles Kunstwerk an das andere; Katzengesichter, eine Gestalt, die auf den ersten Blick wie eine Mumie ausschaut, entpuppt sich von der Seite als Vogel, abstrakte Werke und in Holz geschnitzte Gesichter, die eine Art „kosmische Harmonie“ ausstrahlen, Buddhas und rosa Kreuze in einem spektakulären Kontrast; Windfigurenkonstrukte, die ausschauen, als kämen sie aus Nemos Werkstatt und und und.

Dass dieser Mann seine Holzskulpturen zum Teil mit einer Motorsäge bearbeitet, scheint erst einmal weit der Vorstellungskraft entfernt zu sein und will zunächst gar nicht so passen, aber es gehört wohl auch zur Welt von Ralph Kleiner, das Gegensätzliche in der Welt zum Thema zu machen und diesem eine Gestalt zu geben. Vieles von dem, was er schuf, entsprang einer Idee, er folgte seinem Unbewussten, seiner Eingabe, denn zu viel Überlegung und Konzeption, so Kleiner, engen seine Botschaften ein. Das erinnert mich an Hesse’s Siddharta, das Ende im Buch, der Suchende ist angekommen und findet im einfältigen Dahinfließen des Wassers alle seine Antworten. Ja, alles ist da, vorhanden, allgegenwärtig und kann gestaltet werden, wenn da doch einer ist, der wie ein Medium den Ideen eine Gestalt geben kann.

Was Kleiner von manchem Künstler unterscheidet ist, dass er viele Kunstwerke für den Alltagsgebrauch schafft, z.B. phantasievolle Lampen mit einer unglaublichen Ausstrahlung – in zweifacher Hinsicht. Mitten im Garten steht eine große und schlanke buddhaähnliche Figur mit unglaublicher Ausstrahlungskraft. Wir stehen lange davor, fast ehrfürchtig, Ralph Kleiner erzählt über seine Werke, seine Einstellung und man merkt gleich, das ist einer, der sich Gedanken macht, nicht nur um seine Kunstwerke, sondern auch um die Menschen und die Umwelt, deren Material er fast in ehrfürchtiger Weise nutzt und bearbeitet. Wir machen einen kleinen Film, schießen Fotos, die etwas von seiner Welt und ihm persönlich vermitteln. Es wird nicht das einzige Treffen bleiben, und das ist kein wie so oft leicht gesagtes und nicht gehaltenes Versprechen.

Gedanken von Rainer Budde zu einigen Werken von Ralph Kleiner

Die Innovationen der Zeitgenössischen Kunst gehen nicht von der reinen Malerei, von der zweidimensionalen Kunst aus, die Neuerungen sind in den Sparten angesiedelt, die man nicht mit den klassischen Begriffen der Kunstgeschichte umschreiben kann. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich in den Werken von Ralph Kleiner ein intensiver Drang in das Dreidimensionale, ins Mixedmedia, letztlich in die Installation zeigt. In seinen Arbeiten diskutiert er die Fragen der Umwelt: der Mensch, die Natur, das Tier stehen im Mittelpunk der künstlerischen Auseinandersetzungen, also auch Fragen der Unversehrtheit, der Versehrtheit, der Labilität, des Beschädigens und des Konservierens. Er geht intensiv mit seinen Vorlagen um, z.t. sind es Realien aus der Dingwelt, keine Surrogate. Dur das Verändern des vorgestellten Gegenstandes zwingt er den Betrachter, sich mit seiner Schönheit zu beschäftigen. Man sieht die Skulpturen mit anderen Augen und vermag in ihnen ein dreidimensionales Gebilde mit rätselhaften Strukturen zu erkennen. Das Material schafft die Form. Man mag es vielleicht befremdlich finden, dass Ralph Kleiner ungewöhnliche Materialien verwendet. Die von der Konsumgesellschaft verbrauchten Gegenstände des menschlichen Alltags, werden in einen neuen Zusammenhang gesetzt und sie erfahren dadurch eine neue Sehweise. Gleichzeitig weist der Künstler auf eine Erscheinung unserer Zivilisation hin, in der eine riesige Industrie damit beschäftigt ist, Dinge für die Verpackung und damit für den Abfall zu produzieren. Bereits 1880 äußerte sich van Gogh im Anblick der Amsterdamer Müllkippe folgendermaßen: „ Mein Gott, ist das schön! Diese Sammlung abgedankter Eimer, Körbe, Kessel, Essnäpfe, Ölkannen, Eisendraht, Straßenlaternen, Tonpfeifen, es ist ein Paradies.“ Die Realität, wie bereits angedeutet, schafft sich einen geziemenden Platz in der Bildwelt. Ein Bildwerk ist also wirklicher, wenn es aus Teilen der wirklichen Welt gemach ist. Und doch führen die Materialien, die Ralph Kleiner in seinen Arbeiten aufnimmt, kein Eigenleben sie müssen sich der Komposition unterordnen. Er bezieht wie zufällig Pelz, Federn, Perlen, Glaskugeln, Papier und vieles mehr in seinen Arbeiten ein. Für ihn ist all dieses Arbeitsmaterial wie Farbe und Pinsel, sie sind nicht nur Mittel der Verfremdung und der phantastischen Umwandlung, sondern gleichermaßen wichtige, auf Grund ihrer sinnlichen Qualität, ikonographische Inhaltsangaben. Luxuriös und geheimnisvoll scheinen uns diese farbigen, kostbaren bemalten und reich geschmückten Gemälde, in denen eine unverwechselbare Fama verborgene Schätze bewahrt.

Man mag es möglicherweise schockierend finden, die oben geäußerten Gedanken zu den Werken Ralph Kleiners mit den Ideen der Romantik in Verbindung zu bringen. In der Romantik findet man die gespaltene Persönlichkeit, die Ichbetroffenheit, die sich zurückzieht, und die Welt in der Brechung erkennt. Der Romantiker achtet auf die Zwischentöne; einzig in der Gebrochenheit vermag er die Existenz zu begreifen. Dieses Ernstnehmen der Zwischentöne scheint mir die Besonderheit der Kunst von Ralph Kleiner zu sein. Ich verstehe seine Kunst als ein Nachdenken und zwar als ein Nach-Denken. In unserer immer stärker von Computer beherrschten Zeit ist es wichtig zu wissen, dass die Kunst der Persönlichkeit, der Inspiration einen großen Raum zugestehen muss. Die Kunst ist immer der Vorbote einer neuen Zeit. Der Künstler auf seinem eigen Weg, ein Prophet. Kunst ist visuelle Verkörperung des Individuellen und zugleich der Kollektiven Sensibilität.
Dr. Rainer Budde, Direktor, Wallraff-Richard Museum, Köln