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Sylvia Ruppert

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Einführungsreden zu Vernissagen (Auszüge)

von Marise Schreiber, Kunstkritikerin
Kunstverein Bergneustadt, 2012

Die Bergisch Gladbacher Künstlerin Sylvia Ruppert stellt seit über 25 Jahren ihre Werke der Öffentlichkeit vor und kontinuierlich verändern, wandeln und wachsen ihre Themen und Techniken.
In erster Linie ist sie eine Malerin mit der Fähigkeit zur Imagination und bringt das folgerichtig in die abstrakt gemalten Bilder ein, immer auf der Suche nach künstlerischer Neuorientierung, und das mit höchst originellen Ansätzen.
Ab 2010 nahm Ruppert das Spiel mit der ewigen Dualität von Schwarz und Weiß auf. Sie entwarf, verwarf und überarbeitete und gelangte zu überraschenden Ergebnissen.
Fakt ist, dass ihr das Spektrum der Nicht-Farben Weiß-Grau-Schwarz zu Füßen liegt. Durch konsequent gesetzte Kontrastwirkung ergibt sich maximale Intensität!
Die „gemalten, montierten und gemischten Werke“ haben Grundzüge des Informel und der abstrakten Malerei.

In 2011 und 2012 war das vielfältige Material der meist collagierten Arbeiten Dreh- und Angelpunkt ihres Schaffens. Der Gebrauch edlen Seidenpapiers oder Japanpapiers hat keine höhere Exklusivität für die Künstlerin, als Butterbrot-/Pergamentpapier oder Backpapier. Die hinzugekommenen Farben Ocker und Beige werden durch das sparsame Bemalen mit Tuschen in einen spannenden Kontext gebracht.

Anfangs zögerlich, dann zunehmend flächiger, fließender werdend, kommt die Farbe ROT ins Spiel. Sie steht für Eroberung, Impulsivität, Energie und Kraft und gibt den Bildern ihre eigene Dynamik – im Spannungsfeld von Minimalismus und Opulenz.

Galerie A 24, Bergisch Gladbach, Oktober 2013:
Mit ihren aktuellen Arbeiten wendet sich Sylvia Ruppert verstärkt der Objektkunst zu. Sie ist eine analytisch arbeitende Künstlerin, deren kognitives Vorgehen über den Wunsch, Urvisionen umzusetzen, immer wieder auf dem eigenen Prüfstand steht.

Die als „HAUSUNGEN“ bezeichneten Objekte verdienen – laut Künstlerin – die für sie euphemistische Bezeichnung einer „Behausung“ nicht.
Überwiegend weiß, meist geschlossen, sind die Kästen aus Obstkistenholz mit Klebe- und Stoffbändern, Gips und Draht als „Objets Trouves“ erkennbar.
Sie feiern mit ihrer ästhetischen Kargheit das Unpersönliche und Anonyme, sowie die Eigenschaften der Leere. Der ´hausende´ Mensch kommt in diesem Szenario nicht vor.
Sichtbar werden Beckets Chaostheorien: Weiß als Metapher des Nichts und Nirgendwo – das Unbehauste.

Die physische Beschaffenheit der kühlen mintfarbenen Akzente verhindert jegliche Illusion von Atmosphäre. Wer die Objekte annähernd chronologisch in Augenschein nimmt, bemerkt, wie einmal mit der subtilen Addition der anorganischen Materialien und weiter der Öffnung der „HAUSUNGEN“, auch deren Verschmutzungscharakter, ins Bewusstsein rückt.
9/11 kann imaginiert werden, das Unbewohnbare und das Destruktive („Hausung #6“).
Hier hebt sich das Aseptische der Arbeiten auf.
Ein Ansatz von Deutung kommt ins Spiel.